Die diesjährige Herbsttagung aller angehenden biologisch-dynamischen Landwirtinnen und Landwirte, sowie Gärtner:innen, ehemaligen Azubis und Interessierten fand mit knapp 300 Menschen vom 13. bis zum 16. Oktober unter dem Motto „Ackern für die Vielfalt, Vielfalt für den Acker!“ auf der Burg Ludwigstein im hessischen Witzenhausen statt.
Bei meist goldenem Oktoberwetter lauschten wir interessanten Vorträgen zu den diversen Themen des Land- und Gemüsebaus, wir interagierten in Workshops, tauschten uns aus, diskutierten miteinander, tanzten gemeinsam im Kreis und auch ganz frei, sangen, lachten, grübelten, lernten und entwickelten uns. Und das alles in der historischen Burg Ludwigstein und um ihre Burgmauern herum.
Der Bau der Burg Ludwigstein wird baugeschichtlich in die spätgotische Zeit eingeordnet und genauer auf das Jahr 1415 festgelegt. 250 Jahre lang diente sie als Amts- und Gerichtssitz, ehe sie im Jahre 1664 zum Sitz einer Domänenverwaltung wurde. Umbauarbeiten aus den Jahren um 1700 verliehen der Burg kurzzeitig den Charakter eines gutsherrschaftlichen Erscheinungsbildes. In das 19. Jahrhundert hinein diente der Ludwigstein vorwiegend als landwirtschaftlicher Gutshof, ehe auf der Burg nach 1835 allmählich der Verfall einsetzte, welcher durch die Entnahme wichtiger Stützelemente, welche den Bäuerinnen und Bauern der umliegenden Dörfer als wertvolles und gut genutztes Material diente, beschleunigt wurde. Ende des 18. / Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die zwar heruntergekommene, aber immer noch spannende Burg von Jugendbewegungen als beliebtes Ziel für Zusammenkünfte ausgemacht und finalement unter der Leitung von Enno Narten, von Geröll, Schutt und Wildwuchs befreit und als Jugendburg erworben. Auf die Jugendburg Ludwigstein fiel während der NS-Zeit ein brauner Schatten als im November 1933 auf ihr eine HJ-Gebietsführerschule errichtet wurde. Längst nicht mehr braun präsentiert sich die Jugendburg Ludwigstein im Jahre 2022 als Stätte der Begegnung und bietet mit ihren rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Platz für weit über hundert Betten.
„Ihr seid genau die Gäste, die wir hier haben wollen!“, hieß es in den begrüßenden Worten der Burgbetriebsleiterin Iris Lück und so starteten wir mit dem angenehmen Gefühl willkommen zu sein in drei Tage die gefüllt mit Themen unserer Zeit waren.
Es wurde mit „Landwirtschaft in Rojava“, „Queerfeindlichkeit in der Landwirtschaft“ und Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz“ politisch. Richtig und wichtig! Es gab eine „Einführung in die biozyklisch vegane Landwirtschaft“ und einen Vortrag zum Thema „Klimawandel und Wasserbedarf in der Landwirtschaft“, welches nicht nur aktuell, sondern auch in der Zukunft Themen sein werden, mit denen wir uns beschäftigen müssen. Die Autorin Anita Idel referierte zu ihrem Werk „Die Kuh ist kein Klima-Killer!“ und ganz praxisnah gab es Workshops zum Thema „Gewaltfreie Kommunikation (GFK)“, Urs Mauk referierte über „Anbauplanung“ und „Regenerative Landwirtschaft“ und zahlreiche weitere Referentinnen und Referenten boten uns hochinteressanten diversen Input.
Ein riesengroßes Dankeschön richtet sich an alle Menschen die diese tollen Tage möglich gemacht haben! Die Burg, Das Netzwerk Biodynamische Bildung, Die Referentis, Das Orga-Team, Die Unterstützenden und Spendenden und alle zahlreichen weiteren!
Mit ganz viel Inspiration und Input, den es zu verarbeiten gilt, sowie Vorfreude auf das nächste Jahr im Gepäck sind wir nach intensiven drei Tagen zurück auf unseren Höfen um dort weiter zu machen wo wir aufgehört haben:
„Ackern für die Vielfalt, Vielfalt für den Acker!“
geschrieben von Timm Schulz, Azubi im 2. Lehrjahr in der Region Nord