2021 fand die Tagung im Süden, Osten und Westen regional statt. Im Norden gab es ein eintägiges Treffen aller Lehrjahre. Hier folgt beispielhaft der Bericht aus dem Osten:
„In die Zukunft wurzeln“
Alle Menschen beschäftigt die Frage, wie wir unsere Zukunft gestalten können. In der Landwirtschaft sind wir täglich vor große Herausforderungen gestellt. Nicht selten überkommt einen da das Gefühl, dass uns einfach der Boden unter den Füßen wegrutschen könnte. Deshalb ist es besonders wichtig, dass wir uns gemeinsam organisieren und unseren Zusammenhalt stärken, um „in die Zukunft wurzeln zu können.“ Unter diesem Motto wurde die alljährlich stattfindende Herbsttagung aller Auszubildenden und Freunde der freien biodynamischen Ausbildung vom 14. -17.10.2021 in Waldorfschule in Frankfurt (Oder) abgehalten. In diesem Jahr allerdings coronabedingt in einer etwas minimierten Form mit ausschließlich den Auszubildenden aus Ostdeutschland. Auf diese Art konnten sich wenigstens alle einmal begegnen und hatten zumindest am Ende in etwa einen Überblick zu den Fragen, welche die Höfe von denen die andern kommen und persönliche Zukunftsprojekte anbelangt. Trotzdem hoffen wir darauf, dass sie nächstes Jahr wieder auf bundesweiter Ebene stattfinden kann, um noch mehr Menschen kennenzulernen, welche die Begeisterung für die gleich Sache teilen.
Ich bin so dankbar, für das, was uns bei der Herbsttagung ermöglicht wurde! Hierfür sehe ich als erstes die jungen Menschen aus dem zweiten und dritten Lehrjahr vor mir, welche die Organisation des ganzen unglaublich gut gestemmt haben. Aber es spielten sich auch so viele Prozesse im Hintergrund ab, welche wir als einfache Teilnehmer*innen gar nicht abschätzen können. Und deshalb nun an dieser Stelle auch ein riesengroßes Dankeschön an alle Sponsor*innen, welche in besonderem Maße dazu beigetragen haben , dass die Tagung in dieser Form stattfinden konnte. Und natürlich nicht zu vergessen; die Waldorfschule in Frankfurt Oder, welche uns so großzügig ihre Räumlichkeiten samt Turnhalle zur Verfügung stellte und die Schulleiterin, welche uns herzlich empfing.
Gleich nach der Anreise und einem vorzüglichen Abendbrot, versammelten wir uns in der Turnhalle und die Tagung würde nach einigen einführenden Worten und organisatorischen Hinweisen eingeleitet durch einen Vortrag von Jürgen Templin. Er referierte über den Unterschied zwischen dem Trend der mit der demeter-Marke einhergeht und die Grundsätze der biodynamische Ideologie. Uns könnte dieser Vortrag helfen zur Besinnung auf unsere Position und Bedeutung, als Azubis der freien Ausbildung. Insgesamt war das Programm der Herbsttagung durch eine sehr politische Motivation geprägt. So starteten wir in den nächsten Tag mit einem sehr motivierenden Vortrag von Gesine Langlotz ( junge Abl) und Reiko Wöllert (Burgmühle Haina & ebenfalls engagiert in der Abl), welcher sich mit der Frage befasste ,“warum wir die Agrarpolitik nicht der Agrarindustrie überlassen können.“ Auch wenn es an vielen Stellen sehr frustrierend zu sehn ist, wie die gesetzliche Lage im deutschen Staat und wie drastisch die Situation global ist, war bei uns ein großes Potential an Energie und Wille für Veränderung spürbar! Deshalb war es wichtig , bestehende Strukturen kennenzulernen um zu wissen, wo wir konkret ansetzten können und uns außerdem auch stärker dessen bewusst zu werden, mit welcher weitreichenden Wirksamkeit wir bereits auf unseren Höfen aktiv sind. Doch auch unsere Freiräume lassen sich ausweiten und es gibt Theorien darüber, wie es über Symbiose,bzw. einem in Verhandlung treten mit den längst überkommenen Strukturen zu einem Bruch kommen muss.Angesteckt von dieser inspirierenden Vortragsweise und den übermittelten Inhalten wollten viele gerne an dem ebenfalls von Gesine und Reiko angebotenen Workshop teilnehmen um die Inhalte zu vertiefen. Nach diesem knackigen Einblick in die Ungerechtigkeit der Bodenpolitik, haben sie in kleinen Gruppen Strategien erarbeitet , wie zum Beispiel Jungbäuer*innen und Ökobetriebe mit der Gemeinwohlverpachtung an Land kommen können. Doch war es das Ziel auf regionaler Ebene konkrete Verbesserung zu erreichen. Darüber hinaus gab es drei weitere Workshops, welche jeweils sie Nachmittage ausfüllten. Mit Christoph Willer gingen sie der Frage nach wie die einzelnen Präparate wirken. So wurde ein Blick auf die medizinische Anwendung der Heilpflanzen geworfen, welche für die Kompostpräparate verwendet werden.
Schlussendlich sollte unter Einbeziehung der Planetenwirksamkeiten ein Bild der Individualität entwickelt werden, die die Landwirtschaft werden kann und die der Mensch schon ist. Maria Elste, eine Tänzerin aus Berlin, lud uns dazu ein, über die Praxis der Kontaktimprovisation unserem Körper und seinen sensiblen Fähigkeiten mehr Aufmerksamkeit zu schenken, da er doch
unser alltägliches wichtigstes Werkzeug darstellt. So probten wir uns an verschiedensten Bewegungsqualitäten und schärften unser Bewusstsein, um die anderen besser im Raum wahrnehmen zu können und mit ihnen über Körpersprache zu kommunizieren.
Für alle Menschen, welche während der online-Seminare nicht schon genug vorm Computer gesessen haben oder deren Begeisterung für Bodenbiologie einfach zu groß ist, konnten sich über Livestream nach Spanien mit einem Wissenschaftler, auch “ Mykorrhiza – Moritz “ genannt, die umfassenden Grundlagen der Prozesse am Boden arbeiten und damit in die Lage kommen, Anbautechniken im Hinblick auf die Effekt auf das Bodenleben selbst zu bewerten.
Außerdem gab es immer einigen Open-Space, wo wir uns selbst einbringen konnten. Und so unternahmen wir spontan einen Spaziergang, wo wir uns über unsere persönlichen Erfahrungen mit Sexismus in der Landwirtschaft. Am letzten Tag stellte uns Julia Bar-Tal ein Projekt vor, in welchem sie mitwirkte und Saatgut nach Syrien reinschmuggelte und somit “ unabhängige Lebensmittelerzeugung in Krisensituationen“ unterstützte. Es war an fielen stellen erschütternd und zutiefst berührend, aber auch unglaublich toll zu sehn, wie viel uns und unsern Mitmenschen das Wissen und Können in allen Lebenslagen ringen kann und vor allem was für Hoffnung es spenden kann!
So bleibt es mir wieder nur, mich abermals bei allen zu bedanken, welche zu alledem beigetragen haben. Ich finde, dass alle Abläufe sehr gelungen und kommuniziert waren und wir nicht zu letzt ausgezeichnet verpflegt waren!( natürlich nur mit feinsten Produkten) ein Hoch auf das Küchenteam und alle die mithalfen. Abgesehen von der vielfältigen Inspiration, ist das wohl wertvollste Resultat aus der Herbsttagung, die Möglichkeit zur Vernetzung. Denn schließlich sind wir es, die gemeinsam anpacken müssen, um die Landwirtschaft der Zukunft nachhaltig zu gestalten und gestärkt in die Zukunft wurzeln zu können!